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schaffen kannst, dann ist dieser Artikel genau das Richtige für dich. Obwohl die Antwort für jeden der aufgezählten Bereiche natürlich etwas anders ausfallen muss, gibt es doch ein paar wesentliche Gemeinsamkeiten. Daraus habe ich für dich einen Leitfaden entwickelt, der dir den Weg und deine Entscheidungen auf diesem Weg erleichtern wird.
Teure Weiterbildung – ja oder nein?
Fangen wir mal am Anfang an. Warum fragst du dich überhaupt, ob ein Quereinstieg in das Berufsfeld deiner Wahl möglich ist? Meine Vermutung: Weil du glaubst, dein Studium würde dich nicht oder nicht ausreichend für dieses Berufsfeld qualifizieren. Liege ich damit richtig?
Möglicherweise hast du herausgefunden, dass eine zusätzliche formale Qualifikation tatsächlich nötig ist, um in deinem Wunschberuf arbeiten zu dürfen. Dies betrifft allerdings nur sehr wenige der Berufe, die im Anschluss an ein bereits absolviertes geisteswissenschaftliches Studium ergriffen werden. Das einzige Beispiel, das mir einfällt: Wenn du als Heilpraktiker arbeiten möchtest, brauchst du eine staatliche Anerkennung. (Und ja, wenn du Psychologie zu den Geisteswissenschaften zählst, und als Psychotherapeutin arbeiten willst, dann musst du natürlich die entsprechende Ausbildung dazu machen.)
Es gibt eine Reihe von Berufen, in denen eine formale Qualifikation von Vorteil sein kann, aber nicht zwingend erforderlich. Beispielsweise empfiehlt es sich, ein zweijähriges Bibliotheksreferendariat zu machen, wenn du eine Verbeamtung im Höheren Bibliotheksdienst anstrebst. Allerdings ist es hier rechtlich auch möglich, nach einer zweijährigen hauptberuflichen Tätigkeit als Laufbahnbewerberin verbeamtet zu werden. Für den Quereinstieg ins Lehramt ist es ähnlich: Hier wird auch von Quereinsteigern häufig (aber nicht immer) ein Referendariat verlangt – wobei die Aussicht auf Verbeamtung von vielen verschiedenen Faktoren abhängt, und in Berlin zur Zeit gar nicht möglich ist.
In diese Kategorie fallen viele Berufe: Hier verspricht eine Zusatzqualifikation Vorteile, sie ist aber nicht zwingend nötig. Es ist sehr wahrscheinlich, dass das Berufsfeld, das dein Interesse geweckt hat, in diese Kategorie fällt. Wenn du dir unsicher bist, ob eine Qualifikation notwendig ist oder nicht, dann ist dein erster Schritt, das herauszufinden.
Wenn du bereits weißt, dass eine Qualifikation nicht notwendig ist, du aber trotzdem an dem Gedanken klebst, dass eine solche Qualifikation dir unschlagbare Vorteile als Bewerberin verschafft, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt, diesem Gedanken nicht auf den Leim zu gehen.
Besonders gut illustrieren lässt sich das am Beispiel Coaching. Coaching boomt. Allerdings vor allem für die unzähligen Coaching-Institute, die wie Pilze aus dem Boden schießen, und sehr teure Coaching-Ausbildungen verkaufen – und zwar oft genug an Menschen, die gern als Coaches arbeiten möchten und glauben, die wichtigste Voraussetzung dafür sei eine entsprechende Ausbildung. Die wichtigste Voraussetzung ist aber nicht die Ausbildung, sondern die persönliche Eignung für diesen Beruf. Wie bei allen Berufen umfasst auch die Eignung als Coach verschiedene Dimensionen. Neben der fachlichen Eignung, die meiner Ansicht nach früher oder später im Rahmen einer soliden Ausbildung ergänzt werden sollte, sehe ich hier vor allem die Fähigkeit, anderen Menschen bei bestimmten Problemen wirklich helfen zu können. Ob du es glaubst oder nicht: Diese Fähigkeit ist von einer absolvierten Coaching-Ausbildung unabhängig. Die zweite wirklich unverzichtbare Fähigkeit ist die zum Netzwerkaufbau, denn die meisten Coaches arbeiten selbständig. Ihre Auftragslage ist von Empfehlungen abhängig. Und hier greift natürlich die Befähigung zum Helfen, Unterstützen und konstruktiven Begleiten in die Netzwerkfähigkeit. Wenn die Kundin mit deiner Hilfe ihr Problem lösen konnte, wird sie dich weiterempfehlen. Viele erfolgreiche Coaches haben keine Coaching-Ausbildung gemacht. Und viele Menschen, die eine teure Coaching-Ausbildung absolviert haben, arbeiten später gar nicht als Coach, weil sie sich damit nicht finanzieren können.
Ein anderes gutes Beispiel ist das Wissenschaftsmanagement. In meinem Buch kannst du über Rafael und Marc lesen, die beide ohne spezielle Qualifikation einen Einstieg in diesen Bereich geschafft haben. Beide haben sich erst im Laufe ihrer ersten Berufsjahre für eine Weiterbildung im Wissenschaftsmanagement entschieden. Der eigentliche Berufs- oder Quereinstieg, wenn wir es denn so nennen wollen, ist ihnen gelungen, weil sie ihre zukünftigen Arbeitgeber von ihrer persönlichen Eignung für diesen Beruf überzeugen konnten. Als Referentin im Wissenschaftsmanagement brauchst du neben einem ausgeprägten Organisations- und Koordinationstalent auch eine gewisse Liebe für Verwaltungsstrukturen und auf jeden Fall eine echte Servicementalität. So abgekaut dieses Wort auch sein mag, wenn du im Wissenschaftsmanagement glücklich sein willst, darf es dir nichts ausmachen, dieselben (in der Organisationshierarchie oft über dir stehenden) Personen immer wieder freundlich um eine Auskunft, eine Unterschrift, oder ähnliches, zu bitten – und dabei auch wiederholt vergessen zu werden.
Im Grunde sind alle Berufe gute Beispiele, für die es eine spezifische Ausbildung auf dem Markt gibt, die aber nicht zwingend erforderlich für die Berufsausübung ist.
Was also tun, wenn du glaubst, du bräuchtest eine Ausbildung einfach nur, um bessere Chancen für den Berufseinstieg zu haben?
- Finde heraus, welche Fähigkeiten du für diesen Beruf brauchst.
Sollte es für deinen Wunschberuf Stellenanzeigen geben, kannst du diese als Recherchegrundlage benutzen. Ich werde bald einen Artikel schreiben, in dem ich darüber schreibe, wie ich vorgehe, um Stellenanzeigen konstruktiv auseinanderzunehmen. In jedem Fall aber willst du mindestens fünf Menschen kennenlernen, die in diesem Beruf arbeiten und ihnen alle Fragen stellen, die du dazu hast. Eine Anleitung für produktive Fragen ist gerade in Arbeit.
- Finde heraus, welche dieser Fähigkeiten du schon in anderen Kontexten erprobt hast.
Dafür gibt es verschiedene Methoden. Die einfachste: Schreib eine Liste mit Tätigkeiten (das bedeutet: VERBEN), die du in den vergangenen fünf Jahren in verschiedenen Kontexten ausgeübt hast. Sei dabei so spezifisch und konkret wie möglich. Ein gutes Beispiel für einen Punkt in dieser Liste wäre: Jeden Tag durchschnittlich 50 Seiten komplexe Texte auf Spanisch und Französisch lesen, die wichtigsten Thesen daraus zusammenfassen, mit den Thesen anderer Texte vergleichen und daraus eigene Ideen entwickeln und diese klar und anschaulich schriftlich kommunizieren. Ein schlechtes Beispiel wäre: Sehr gute Kommunikationsfähigkeiten.
- Finde nun einfache Möglichkeiten, um diese Fähigkeiten in deinem gewünschten Berufsfeld zu testen
Möglicherweise sind unter den fünf Menschen, die du bereits für Punkt 1 kennengelernt hast, ein oder zwei dabei, die du einen Tag lang bei ihrer Arbeit begleiten darfst. Frag sie mal! Der schicke amerikanische Begriff dafür heißt Job Shadowing. Vielleicht kannst du deine Dienste in einer Organisation deiner Wahl für eine Woche kostenlos anbieten. Oder aber du kreierst dein ganz eigenes Mini-Projekt, in dem du diese Fähigkeiten in dem neuen Anwendungsfeld ausprobieren kannst. Sei kreativ. Sei ausdauernd. Sammle Informationen. Knüpfe neue Kontakte. Achte darauf, was du in diesem Rahmen tun kannst, um anderen zu helfen. Und dann nutze diese Erfahrungen, dein neues Wissen und deine neuen Referenzen, um aktiv nach einer Stelle zu suchen, wo du genau das tun kannst, was du tun willst. Oder schaff dir diese Stelle selbst. Und erst, wenn du einen gewissen Zeitraum noch mehr Erfahrungen in diesem Berufsfeld gesammelt hast, kannst du neu darüber nachdenken, welche Vorteile eine zusätzliche Ausbildung dir bringen würde.