Wie findest du heraus, was dir – in Bezug auf Geld – wirklich wichtig ist? Haben Geld und ein glückliches Leben vielleicht doch mehr miteinander zu tun, als ich immer dachte? Wie ticken Menschen, die diese Frage ganz unverblümt mit einem lauten JA beantworten? (In China gibt es zum Neuen Jahr traditionellerweise das Lucky Money. Die Maneki-neko, die Winkekatze, soll Glück und Reichtum bringen. Da haben Geld und Glück ganz offenbar einen engen Zusammenhang.)

Ich begann, mir über diese Fragen den Kopf zu zerbrechen, als ich kein Geld mehr hatte. Bisschen spät. Denn da war ich schon bis zum Rand voll mit Scham und Angst.

In den Geisteswissenschaften, ebenso wie in den Sozialwissenschaften sowie in Musik und Bildender Kunst, gehört es zum guten Ton, folgendes zu sagen:

  • Geld ist nicht so wichtig.
  • Geld ist mir nicht wichtig.
  • Wenn mir ein hohes Gehalt wichtig wäre, hätte ich was anderes studiert.

Gleichzeitig höre ich in meinen Trainings immer wieder Sätze wie:

  • Als Geisteswissenschaftler*in [Sozialwissenschaftler*in/Künstler*in/Musiker*in] sind wir einfach notorisch unterbezahlt.
  • Wenn ich gucke, welche Gehälter in anderen Disziplinen üblich sind, wird mir schon ein bisschen übel.
  • Ich will mich nicht ständig unter Wert verkaufen.
  • Ich bin es leid, in prekären Arbeitsverhältnissen zu stecken.
  • Ich habe Angst vor prekären Arbeitsverhältnissen.

Wie passt das zusammen?

Ich kann es dir sagen: Gar nicht.

Wie kann Geld (dir) nicht wichtig sein, wenn du doch damit deine Ausgaben bestreitest? Wenn du damit deine Miete, dein Essen, deine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben (Cafés, Kino, Konzerte, Sport, …) bestreitest? Wenn die Höhe deines Gehalts außerdem eine Form von Anerkennung für den Wert deiner Arbeit für dich darstellt? Und vielleicht sogar eine Form von persönlicher Anerkennung? (Ich sage nicht, dass das so sein muss oder gar erstrebenswert ist.) Wenn du dir mit Geld bestimmte Bedürfnisse besser erfüllen kannst? Freiheit, Abenteuer, Selbstbestimmung, Zukunftsplanung. Hast du diese Bedürfnisse nicht? Findest du sie unattraktiv? Nicht wichtig? – Glaub ich nicht.

Das Entscheidende bei der Frage nach dem Geld ist nicht, dass du irgendwem beweisen musst, als Geisteswissenschaftler*in (oder als was auch immer), viel Geld verdienen zu können. (Natürlich kannst du viel Geld verdienen.) Das Entscheidende bei der Frage nach dem Geld ist auch nicht, dass du irgendwem beweisen musst, dass du mit wenig Geld glücklich bist. (Natürlich kannst du mit wenig Geld glücklich sein.)

Das Entscheidende ist, dass du eine aktive Haltung zu Geld einnimmst. Stell Fragen. Informiere dich. Hinterfrage und überdenke deine Glaubenssätze. Nur dann kannst du auch wirklich glücklich sein mit deinem Geld.

Mich interessiert Geld erst seit wenigen Jahren. Genau genommen, seit ich mit meiner Dissertation fertig und mein Stipendium ausgelaufen war. Vorher dachte ich immer: „Ach, das Geld. Ach, Gehalt. Nicht so wichtig. Genug zum Leben werde ich wohl immer irgendwie haben. Notfalls nehme ich halt irgendeinen Job zum Broterwerb.“ So ungefähr waren meine inneren Monologe.

Als ich dann aber kein eigenes Geld mehr hatte, rückte das Thema plötzlich auf unangenehme Weise in mein Blickfeld. Geldwert und Selbstwert vermischten sich. Nicht gut. Genau genommen fühlt sich das richtig beschissen an. Vielleicht kennst du das Gefühl. Bei mir hatte das viel mit Scham zu tun. Und darunter verbarg sich jede Menge Angst. Angst, nicht gut genug zu sein. Angst, nicht für meinen eigenen Lebensunterhalt und den meiner Kinder aufkommen zu können. Angst, meiner gesellschaftlichen Verantwortung nicht gerecht zu werden. Angst, die Erwartungen meiner Familie nicht zu erfüllen. – Tja, und Angst und Scham haben etwas unheimlich Lähmendes an sich.

Eine erste Hilfemaßnahme waren für mich die vielen Gespräche, die ich für mein Buch führte. Die Einstellungen, die andere Geisteswissenschaftler*innen zu ihrem Gehalt hatten, halfen mir dabei, meine eigene Position dazu zu finden. Dabei habe ich einige Beobachtungen gemacht:

Es gibt Geisteswissenschaftler*innen (und andere Menschen ?), die mit einem niedrigen Gehalt (unter 13 Euro/Stunde) erwartungsgemäß unzufrieden sind.

Es gibt Geisteswissenschaftler*innen (und andere Menschen), die mit einem noch niedrigeren Gehalt überraschend zufrieden sind.

Und es gibt natürlich viele Geisteswissenschaftler*innen (Sozialwissenschaftler*innen/…), die ein durchschnittliches oder überdurchschnittliches Bruttojahresgehalt haben (d.h. 47.000€ oder mehr (Stepstone)). Diese Gruppe zeigte sich zumindest in meinen Interviews als zufrieden mit ihrem Gehalt.

Was ist der Unterschied zwischen den beiden ersten Gruppen?

Die Unzufriedenen glauben, sie hätten keine andere Wahl, als die schlecht bezahlte Arbeit zu nehmen. Sie wollen vielleicht in einem Bereich arbeiten, in dem niedrige Gehälter die Norm sind.

So wie Bernd, der in einem Fahrradlogistik-Startup beschäftigt ist. Er glaubt an die Sache. Die Arbeit macht ihm inhaltlich viel Spaß. Aber das Gehalt ist halt niedrig. Oder Stephanie, die viele Jahre als Lektorin arbeitet, viel Verantwortung und viel Freude hat, aber beim Runterrechnen ihres Gehalts in Stundenlohn jedes Mal schlechte Laune bekommt.

Die Zufriedenen wissen, dass sie immer eine Wahl haben.

Der Punkt ist der: In jeder Entscheidung liegt eine Wahl. Sowohl Bernd als auch Stephanie haben sich für ihre jeweilige Arbeit entschieden. Aber nur wenn die Entscheidung, in einem schlecht bezahlten Bereich zu arbeiten, wirklich aktiv getroffen wird – und zwar immer wieder aktiv getroffen wird, ist es möglich, damit glücklich zu sein.

Stephanie hat gemerkt, dass sie mit dem Gehalt (und den damit oft einhergehenden Arbeitsbedingungen) nicht glücklich war. Sie hat sich aktiv dazu entschieden, aus dem Verlagswesen auszusteigen. Sie studiert jetzt Jura und ist mega glücklich mit ihrer Entscheidung.

Ich könnte auch noch über Annika und Johannes erzählen, die beide mit sehr wenig Geld sehr glücklich sind. Aber das mache ich ein anderes Mal. Wenn du willst, schau mal in mein Buch rein, da kannst du ausführlich über die beiden lesen.

Was kannst du also tun, um dich mit dem Thema Geld selbstbewusst zu fühlen? Hier sind meine Vorschläge:

  1. Rede über Geld.
  2. Frage andere zu ihrer Haltung zum Geld.
  3. Führe ein Haushaltsbuch.
  4. Informiere dich. (Bei madamemoneypenny und zendepot findest du sehr zugänglich geschriebene Inspirationen und klare Anleitungen, was du konkret tun kannst, um Klarheit und Glück in dein Geld zu bringen.)

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